WELT- UND
LEBENANSCHAUUNGEN
HERVORGEGANGEN AUS
RELIGION, PHILOSOPHIE
UND NATURERKENNTNIS

VON

PROF. DR. MAX B. WEINSTEIN

LEIPZIG

VERLAG VON JOHANN AMBROSIUS BARTH

1910


Druck der Spamerschen Buchdruckerei in Leipzig


[S. III]

Vorwort.

Wer sich mit einem Gegenstande lange und eifrig beschäftigt hat,hegt unwillkürlich den Wunsch, die Ergebnisse seines Studiums undNachdenkens zu ordnen und für die Dauer festzuhalten. So habe ichdieses Buch nicht bloß für den Leser, sondern auch für mich selbstgeschrieben, und darum wird es bei aller Objektivität, die einewissenschaftliche Veröffentlichung selbstverständlich auszeichnen muß,doch auch den Eindruck des Persönlichen machen. Über die Anschauungenvon der Welt, und auch über die vom Leben, ist schon viel geschrieben;das Thema ist ja für Laien und Gelehrte wichtig und interessant genug.Ich glaube aber, daß noch kein Buch vorhanden ist, das die Aufgabevon so allgemeinen Gesichtspunkten und in so umfassender Darstellungbehandelt, wie das vorliegende. Meist sind es Ausschnitte aus einzelnenGedankengebieten der Völker und Forscher, die geboten werden, entwedervom Standpunkte des Anthropologen, oder des Gottesgelehrten, oderdes Philosophen und des Naturforschers. Ich habe es versucht, allesin eins zusammenzufassen, Anthropologie, Religion, Philosophie undNaturwissenschaft, denn nur aus einer Darstellung des Ganzen wird mandas Bedeutungsvolle des Gegenstandes zu übersehen und das Einzelnezu würdigen vermögen. Und nicht nur das ist von Interesse, wasGroße denken und sagen, sondern auch, was Völker, selbst in ihremNaturzustande, erdichten und zur Richtschnur ihres Lebens in sichund mit Anderen machen. Es sind wunderliche und wunderbare Bilder,die kaleidoskopisch an uns vorüberziehen. Es handelt sich aber, wieich, um Mißverständnissen vorzubeugen, hervorheben muß, nicht um eineGeschichte,[S. IV] sondern um eine Schilderung der Anschauungen selbst.Darum ist der Inhalt, wie ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis lehrt,durchaus nur sachlich geordnet, und wo Raum und Zeit zu entscheidenscheinen, hat sich dieses im Rahmen des Tatsächlichen von selbsteingestellt. Darum sind auch nur die Hauptmomente behandelt, undsollte ein Leser den einen oder anderen Namen vermissen, so hat derVerfasser ein Besonderes, das sich an diesen Namen für seine besondereAufgabe knüpft, nicht feststellen können. Manche glauben, daß einVerfasser, was er nicht sagt, auch nicht weiß und nicht gedacht hat.Es wäre beschämend, wenn man nicht unendlich viel mehr wüßte unddächte, als man in seinen Büchern, so zahlreich sie schon sein mögen,niedergelegt hat. Aber es ist nicht angängig, alles, was man weiß unddenkt, weiterzugeben, denn man muß auch den Leser berücksichtigen. Auchist zwar vielfach das Leben lang genug das wichtigste zu lernen, aberleider allzu kurz, was man möchte, zu schaffen.

Ich habe eine rein wissenschaftliche Darstellung gewählt, denn dieAnschauungen sind nicht bloß geschildert, sondern aufs sorgfältigstezergliedert und auf ihren Wert untersucht. Auch sind sie von der hohenWarte des allgemeinen Menschengeistes und des großen Wissens unsererZeit betrachtet. Wer über Welt- und Lebenanschauungen umfassendsch

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