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Los von Rom
Eine Geschichte aus dem Leben.
Die 1. Auflage dieser Geschichte erschien unter dem Titel»Das neue Dogma«, ist aber vollständig vergriffen.
Eine Geschichte aus dem Leben
von
Anton Ohorn
Illustriert von Fritz Bergen
2. Auflage
(4. bis 9. Tausend)
Stuttgart
Verlag von Carl Weber & Cie.
Alle Rechte vorbehalten.
Druck des Süddeutschen Verlags-Instituts in Stuttgart.
Wer abenteuerliche Verwicklungen, romantische Liebesbeziehungen,oder jenen Naturalismus sucht, der die Wahrheitder Lebensverhältnisse nur in Sumpf und Schmutz finden zukönnen glaubt, für den ist diese Geschichte nicht geschrieben.Und doch macht sie gerade darauf Anspruch, wahr zu sein undVerhältnisse zu schildern, die dem Leben entnommen sind.
Nahezu 25 Jahre sind vergangen, seit der Glaubenssatzvon der päpstlichen Unfehlbarkeit in Rom aufgestellt wurde.Es war ein Ereignis, welches die Gemüter der ganzen gebildetenWelt bewegte und die Herzen der katholischen Christenmit bangen Zweifeln und mit Schmerz erfüllte; die Verkündigungjener Lehre hat die volle selbstherrliche Macht Romseinerseits, die Schwäche und Haltlosigkeit kirchlich angesehenerKreise andrerseits bekundet.
Schwere Seelenkämpfe wurden damals von manchemehrlich denkenden Katholiken, zumal von manchem katholischenPriester durchgestritten, und ein Bild solcher Kämpfe habe ichversucht, in diesem Werke vorzuführen. Ich habe gemeint, daßich nicht ganz unberufen dazu sei; habe ich doch zum Teilan mir selbst erfahren, was ich berichte, und was man auchimmer dem Werke zum Vorwurfe machen möge, eines wirdnicht bestritten werden können, daß die Verhältnisse des katholischenKlerus, sein Leben und Empfinden, seine Anschauungenund deren Bethätigung auf Grund von Thatsächlichem geschildertsind. Die Gestalten der Erzählung sind wirkliche Typenund gezeichnet ohne jede Gehässigkeit.
Ich habe wiederholt beinahe mit einem Gefühl des MitleidsWerke gelesen, zumeist aus weiblicher Feder – dennes mag besonders in dem Cölibat und seinen Folgen fürSchriftstellerinnen ein verlockender Reiz liegen – welche vonkatholischem Priester- und Mönchsleben handeln, und welchetrotz aller Lobsprüche der mehr oder minder berufenen Kritik[6]von Unwahrheit in Situationen und Charakteristik strotzen.Ueber solche Verhältnisse vermag nur der zu schreiben, der einerseitsihre ganze erdrückende Schwere und andererseits ihrebesondere und tiefere Bed