Die
Ostereyer.

Eine Erzählung
zum
Ostergeschenke
für
Kinder.

Von
dem Verfasser der Genovefa.

Leitmeritz. 1818.
bey Carl Wilhelm Medau.

Vorerinnerungandie Kinder.

Die folgende kleine Erzählung ward schoneinmal vielen Kindern, die längst zuvor überden hohen Sinn und die schöne Bedeutung desheiligen Osterfestes unterrichtet worden, zueiner lehrreichen und angenehmen Unterhaltungvorgelesen, und nicht nur die Kinder, sondernauch mehrere Erwachsene hörten sie mitFreuden an.

Weil ich nun dachte, daß diese Erzählungauch euch, meine lieben Kinder — ja wohlauch euren größern Geschwistern und selbsteuren Aeltern — Vergnügen machen dürfte,so ward sie als ein kleines Ostergeschenk füreuch gedruckt.

Die Erzählung handelt, wie es der Titelsagt, freylich nur von einer Kleinigkeit —den Ostereyern; indeß werdet ihr gewiß gernelesen, wie auch die kleinste Gabe Gottes —ein Ey! — ein großes Wunder der Allmachtund Weisheit Gottes und eine mannigfaltigeWohlthat für die Menschen sey, ja wie Gottsich oft einer geringen Sache bediene, seineheilige Vorschrift und liebreiche Vatersorgfaltan den Menschen zu verherrlichen.

Diese und andere gute Lehren sind in diesemBüchlein die Hauptsache; das übrige sollblos dazu dienen, euch eine unschuldige Freudezu machen — wie etwa eure Mutter euch aufdas Osterfest ein Ey schenkt, das nicht nurdurchaus voll kräftiger Nahrung ist, sondernauch durch ein gefälliges Aeußeres und einefreundliche Farbe das Auge vergnügt.

Der Verfasser.

Erstes Kapitel.
„O weh, da giebts noch nicht einmalHühner!“

Es lebten einmal vor vielen hundert Jahren,in einem kleinen Thale tief im Gebirge, einigearme Kohlenbrenner. Das enge Thal warrings von Wald und Felsen eingeschlossen. DieHütten der armen Leute lagen im Thale umherzerstreut. Einige Kirsch- und Pflaumenbäumebey jeder Hütte, etwas Ackerland mitSommergetreide, Flachs und Hanf, eine Kuhund einige Ziegen waren all ihr Reichthum.Indeß erwarben sie noch einiges mit Kohlenbrennenfür die Einschmelze im Gebirge. Sowenig aber die Leute hatten, so waren siedennoch ein sehr glückliches Völklein; denn siewünschten sich nicht mehr. Sie waren beyihrer harten Lebensart, bey steter Arbeit undstrenger Mässigkeit vollkommen gesund und mansah in diesen armen Hütten — was man inPallästen vergebens suchen würde — alteMänner, die über hundert Jahre zählten.

Eines Tages, da schon der Haber anfingzu bleichen und es in dem Gebirge sehr heißwar, kam ein Köhlermädchen, das die Ziegenhütete, fast außer Athem nach Hause gesprungen,und brachte den Aeltern die Nachricht,es seyen fremde Leute in dem Thale angekommenvon gar wundersamer Tracht und seltsamerRedensart — eine vornehme Frau, undzwey Kinder, und ein sehr alter Mann, der,ob er gleich sehr prächtige Kleider anhabe,doch nur ihr Diener scheine. „Ach, sagtedas Mädchen, die guten Leute sind hungrigund durstig, und sehr müde. Ich traf sie,als i

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