Anmerkungen zur Transkription
Im Original gesperrter Text ist so ausgezeichnet.
Im Original in Antiqua gesetzter Text ist so ausgezeichnet.
Weitere Anmerkungen zur Transkription befinden sich am Ende des Buches.
und
Aufenthalt in Mannheim
von 1782–1785
Von
Andreas Streicher
Herausgegeben und mit einer Einleitung versehen
von
Prof. Dr. J. Wychgram
Leipzig
Druck und Verlag von Philipp Reclam jun.
Übersetzungsrecht vorbehalten
Das Buch, das wir, nachdem es zum ersten- und einzigenMale im Jahre 1836, drei Jahre nach dem Tode seines Verfassers,erschienen war, nun zum Schiller-Jubiläumstag neu indie Welt senden, ist nicht mit Unrecht ein Kleinod unserer Literaturgenannt worden. Nicht als ob es schriftstellerische Vorzügeaufweisen könnte. Sein Wert liegt vielmehr einmal in den berichtetenTatsachen, die für die Kenntnis von Schillers Entwicklungvon außerordentlichem Werte sind und die uns unbekanntgeblieben sein würden, wenn nicht Streicher sie uns erzählt hätte,sodann aber in dem Geist und Sinn, der aus dem Buche spricht.Da die Vorbereitungen zur Flucht aus Stuttgart und ihre Ausführungselbst sehr geheim gehalten werden mußten und da das,was außerhalb des Weichbildes von Mannheim mit Schiller geschah,nur Streicher zum Zeugen hatte, so können wir in derTat den Wert dieser Aufzeichnungen nicht genug schätzen; aberauch, daß dieser Zeuge gerade Streicher war, ist von der größtenBedeutung. Denn wir haben in diesem Manne, der ja, wie derLeser aus dem Buche selbst erkennen wird, mit einer Art Vergötterungan Schiller hing, einen Berichterstatter, der alle dieseaufregenden und abenteuerlichen Erlebnisse mit der größten Einfachheit,ohne subjektive Färbung und mit einem treuen geschichtlichenSinne uns erzählt. Freilich ist das Buch selber erst geschriebenworden, als Streicher bereits im Greisenalter stand;aber die Ereignisse der Jugend standen ihm, soweit er sie selbstmiterlebt hatte, als die denkwürdigsten seines ganzen Lebensvor der Seele, und später erschienene Briefe bezeugen uns, daßStreicher in der gewissenhaftesten Weise überall da, wo entwedersein Gedächtnis ihn nicht mehr sicher beriet oder wo er von Dingen[4]zu erzählen hatte, die er selbst nicht mit angesehen (wie zumBeispiel in dem Berichte über die letzte Begegnung Schillers mitseiner Schwester und seiner Mutter), durch briefliche Erkundigungdie Lücke zu ergänzen oder falsche Gerüchte zu berichtigen suchte.Einen solchen Brief teilen Speidel und Wittmann in ihrem vorzüglichenBuche »Bilder aus der Schillerzeit,« S. 26, mit. Sokann man sagen, daß die Partien des Streicherschen Buches, diesich mit der Flucht und den auf die Flucht folgenden Ereignissenbeschäftigen, durchaus zuverlässig sind und nur in ganz unwesentlichenEinzelheiten, in den Angaben einiger Monatsdaten und ähnlichenKleinigkeiten, von der späteren Schiller-Forschung berichtigtworden sind.
Streicher hat nun dem Berichte von der Flucht eine kurzeÜbersicht über Schillers Leben bis 1782 beigegeben; diese Übersichtmuß