Ernst Koch’s

Gedichte,

aus dessen Nachlasse
gesammelt und herausgegeben
von
einem Freunde des Verstorbenen.

Luxemburg.
Druck und Verlag von B. Bück.
1859.

Der Name Ernst Koch, dessen poetischen Nachlaß wir indieser Sammlung der Oeffentlichkeit übergeben, hat in derTagesliteratur bereits einen zu guten Klang, als daß wirhier sein Lob unternehmen müßten. Sein „Prinz Rosa-Stramin“,seine „Erzählungen“ und „Novellen“ haben ihnauch in weitern Kreisen rühmlichst bekannt gemacht, under dürfte unter der Legion von Dichtern und Literaten,die in den letzten Decennien in allen Ecken und WinkelnDeutschlands wie Pilze emporwucherten, einer von denwenigen sein, die sich in der Geschichte der Nationalpoesieeinen bleibenden Platz erobert haben. Darum wird denn auchdie spätere Nachlese, die wir aus den zerstreuten Papierendes Verstorbenen nicht ohne Mühe zusammengetragen, allenFreunden der schönen Literatur eine willkommene Gabesein. Nur bedauern wir, daß ein so frühreifes reichbegabtesDichtertalent uns verhältnißmäßig so wenig Früchte undProben seiner Produktionskraft hinterlassen hat. Gewißhätte Koch der köstlichen Blumen noch unendlich mehr inden Blüthenkranz deutscher Poesie hineingewunden, wenner ihrer in Frieden und Muße hätte warten können. Aberes ist ein untrügliches Kennzeichen von der Echtheit derihm gewordenen Dichterweihe, daß die harten Schläge desSchicksals und die Last der prosaischen Tagesgeschäfte, dieihm oft auf der Brust lagen wie ein drückender Alp, denglimmenden Funken seines Genius nicht erstickt haben.

Die Hauptdaten seines vielbewegten Lebens hat uns derDichter selbst in einer biographischen Skizze, die wir einemseiner Manuscripte entnehmen, aufgezeichnet. Freilich sindes auch nur nackte Thatsachen, aus welchen unmöglich einvollständiges Bild von seiner interessanten Persönlichkeit,wie sie mit ihrer Gemüthlichkeit und Lebendigkeit undihrem unverwüstlichen Humor, dem bei allem Ernst desLebens etwas jugendlich Frisches aus der frohen Burschenzeitgeblieben war, im Geiste seiner Freunde und Schülernoch in freudiger Erinnerung fortlebt, und noch vielweniger von seinem überaus reichen und geheimnißvollenSeelenleben gewonnen werden kann. Am besten lernen wirihn kennen in seinen Werken. In seinen Erzählungen undNovellen, worin ein gut Stück aus dem eigenen Lebenhineingewebt ist, hat sich der Dichter selbst geschildert, undbesser, unendlich besser, als es ein Anderer vermöchte.Aber auch was die innersten Tiefen seines Herzens bewegte,mögen wir am besten den Tönen ablauschen, welchedie Saiten seiner Harfe durchzitterten.

„Ich wurde geboren am 3. Juni 1808 zu Singlis inNiederhessen, im Hause meines Großvaters, des ObervogtsMurhard. Mein Vater Karl Georg Koch (1847 als pensionirterRegierungsrath zu Marburg gest.), war damals Friedensrichterzu Oberaula, zog 1814 nach Neukirchen, dann nachWaldkappel und 1816 als fürstlich Rotenburgischer Oberschultheißnach Witzenhausen. Hier wuchs ich auf bis zum 14.Jahre, und erhielt in den Stadtschulen die Elementar- unddie ersten humanistischen Kenntnisse. Die wundervolle, lieblicheNatur des Werrathales un

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