BEGRIFFDER ARBEITSSCHULE

VON

GEORG KERSCHENSTEINER

VIERTE AUFLAGE
9. BIS 11. TAUSEND

MIT 5 TAFELN

VERLAG VON B. G. TEUBNER. LEIPZIG. BERLIN 1920

SCHUTZFORMEL FÜR DIE VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA:
COPYRIGHT 1920 BY B. G. TEUBNER IN LEIPZIG

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VORBEMERKUNG ZUR ERSTEN AUFLAGE [iii]

Am 12. Januar 1908 hielt ich auf Einladung der Erziehungsdirektion desKantons Zürich zur Feier des 162. Geburtstages Heinrich Pestalozzis inder Peterskirche zu Zürich die Festrede. Ich wählte das Thema: »DieSchule der Zukunft im Geiste Pestalozzis« und nannte sie eineArbeitsschule. Was damals meine Seele bewegte, kleidete ich dem Zweckder Stunde und der Weihe des Ortes entsprechend in die Form einerPredigt, der es weniger um Formulierung logischer Begriffe zu tun seinkonnte als um die Hinführung der Herzen auf ein altes, immer nochunverwirklichtes Ideal der Schule.

Vier Jahre sind in der Zwischenzeit verflossen. Das Wort»Arbeitsschule«, das älter ist wie die Werke Pestalozzis, ist seitdiesem Tage zum Schlagwort geworden. Es war, als ob mit einem Male derwunde Punkt unseres gesamten öffentlichen Schulwesens, nicht bloß der [iv]Volksschule, sondern ebensosehr auch der Gymnasien und Oberrealschulen,der ja längst mehr oder weniger bestimmt empfunden wurde, deutlicherkannt worden wäre. Aber es schien nur so. Denn die mannigfaltigenpädagogischen und methodischen Verirrungen, die das Schlagwort inTheorie und Praxis hervorrief, zeigten deutlich, wie äußerlich undmechanisch man den Geist der Arbeitsschule erfaßte und wie vieleunklare, ja bedenkliche Vorstellungen ganz unwillkürlich mit dem Begriffder Arbeitsschule verquickt wurden. Ich will hier nur hinweisen auf diefast überall sich einstellende Verwechslung der manuellen Arbeit mit dergeistigen Arbeit und auf die psychologisch so verfehltenKonzentrationsbestrebungen, welche die natürlichen, historischgewordenen, einheitlichen Wissensgebiete in tausend Stücke zu zerreißenvorschlugen, um sie dann in völlig willkürlicher Zusammensetzung undVerknüpfung ohne jedes wirkliche geistige Band »quo omnis doctrinaingeniarum et humanarum artium continetur« (Plato bei Cic. de orat. III,6, 21) den Schülern darzubieten.

Um diesen Verirrungen und Verwirrungen ein Ende zu machen, hat der »Bundfür Schulreform« das Thema der Arbeitsschule für die zweite Tagung des [v]Bundes in Dresden vom 6. bis 8. Oktober 1911 auf sein Arbeitsprogrammgesetzt und Schulrat Gaudig und mich eingeladen, über den Begriff derArbeitsschule zu referieren. Im Anschluß daran sollte durch eineeingehende und ausgedehnte Debatte diesem Begriff noch weiterhin dienötige Klarheit und Eindeutigkeit gegeben werden. Ich war der Einladungsehr gerne gefolgt. Sie gab mir Veranlassung, das, was meinen Geist undmein Herz seit vielen, vielen Jahren bewegt, in einer vonwissenschaftlichen Methoden geleiteten Arbeit niederzulegen.

Diese Arbeit übergebe ich hiermit der Öffentlichkeit und hoffe von ihr,daß sie die Entwicklung unserer Volksschulen wie die Reform unsererhöheren Schulen – denn für beide Gattungen gelten die gleichenOrganisationsprinzipien – vor Verirrungen bewahrt, die weitgefährlicher wären als die Sünden der alten Buchschule. Wer den Inhaltdieser viel ausführlicheren und strengeren Abhandlung mit dem Inhalt

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