Anmerkungen zur Transkription:

Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurdenübernommen; lediglich offensichtliche Druckfehler wurdenkorrigiert. Änderungen sind im Textso gekennzeichnet. DerOriginaltext erscheint beim Überfahren mit der Maus.Eine Liste der vorgenommenen Änderungenfindet sich am Ende des Textes.

DIE PHANTASIE
IN DER MALEREI

VON
MAX LIEBERMANN


BEI BRUNO CASSIRER
BERLIN 1916

VIERTE AUFLAGE

DEN MANEN HUGO VON TSCHUDIS
UND ALFRED LICHTWARKS

INHALT

 Seite
Vorwort zur zweiten Auflage7
Einleitung9
Die Phantasie in der Malerei19
Empfindung und Erfindung in der Malerei41
Phantasie und Technik53

VORWORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE

Wer, irregeführt durch den anspruchsvollen Titelmeines Büchelchens, eine wissenschaftliche Abhandlungüber die Phantasie zu finden hofft, wird argenttäuscht werden. Ich habe die Erfahrungen und Beobachtungen,die ich in einer ach! fast fünfzigjährigenBeschäftigung mit der Malerei gesammelt habe, aufgezeichnet.

Daß ich als Maler subjektiv über Malerei urteile, istselbstverständlich. Aber ich habe nicht beabsichtigt,etwa für die naturalistische Malerei Propaganda zumachen – denn deren hat sie nicht nötig –, sondernich schrieb die folgenden Seiten, um zu zeigen, daß jedeMalerei naturalistisch sein müsse, wenn sie gut ist.

Es gibt keine blödsinnigere Behauptung, als die,welche man – wahrscheinlich gerade deswegen weilsie so blödsinnig ist – täglich liest und hört: derNaturalismus ist tot. Denn alle Kunst beruht auf derNatur und alles Bleibende in ihr ist Natur. Nichtdie den Künstler umgebende nur, sondern vor allemseine eigene Natur. Wie er, der Künstler, die Weltanschaut, mit seinen inneren und äußeren Sinnen –das nenne ich seine Phantasie – die Gestaltung dieser seiner Phantasie ist seine Kunst. Als Maler gehe ichvon der Anschauung aus, daher interessiert mich ausschließlichdie gestaltende Phantasie, während mir dieschöpferische Phantasie im Kunstwerke Axiom ist. Sieist göttliche Eingebung, der nur auf dem Wege reinenDenkens beizukommen ist (wenn ihr überhaupt beizukommenist). Der gestaltenden Phantasie aber dürfenwir hoffen, auf psychologisch-empirischem Wege nachspürenzu können. Oder mit anderen Worten: wirdürfen versuchen wollen, aus der Technik den Geist,der das Werk gezeugt hat, zu erklären.

Daß wenige Wochen nach Erscheinen der ersten Auflageeine zweite nötig geworden, ist ein erfreulicherBeweis, daß der Krieg wie andere Vorurteile auch dasDiktum Inter a

...

BU KİTABI OKUMAK İÇİN ÜYE OLUN VEYA GİRİŞ YAPIN!


Sitemize Üyelik ÜCRETSİZDİR!