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Ullstein-Bücher

Eine Sammlung
zeitgenössischer Romane

Signet

Ullstein & Co / Berlin und Wien


Jockele und seine Frau

Roman von

Max Geißler

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Ullstein & Co / Berlin und Wien

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Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten
Amerikanisches Copyright 1917 by Ullstein & Co, Berlin


[9]

Der Doktor Jakobus Sinsheimer – lieber Gott, wer kenntden Doktor Jakobus Sinsheimer nicht! Hat er nichtals »der Jockele« wegen seines heftigen Betriebes mit denMädchen die kleine Stadt Weimar in große Aufregung versetzt?Der Jockele, der als Zigeunerbüblein von der gutenTante Veronika auf der Schwelle des Hauses am Waldegefunden wurde! Der Jockele, der sich hernach so kraftvollhineinliebte ins Leben! Der zuerst ein Maler werden wollte,und zu dem dann sein väterlicher Freund Ernst Haeckel inJena sagte: »Ein rechter Kerl geht nicht unter – auch ohneMatura; deutsche Hochschulprofessoren sind keine Philister,und aus einem Zigeuner wird durch die kluge Sorge seineralten Tante ein gelehrter Doktor.«

In Bonn, wo er mit Doris Rinkhaus Hochzeit feierte,sprach er ein Wort von grundlegender Bedeutung. Er sagte:»Mit Männern, in deren Leben die Frauen nicht eine ungeheureRolle spielen, hat es ein Aber.« Das schmetterteer so über die Hochzeitsgesellschaft hin. Und die Welt hieltdavor den Atem an. Eine ältere Dame sagte sogar: »Ooh!«

Papa Rinkhaus, der Fabrikbesitzer, war ein gescheiter,eigenwilliger und reicher Mann. Es kam ihm gar nicht daraufan, den Schwiegersohn gleich an seinem Ehrentag ein bißchenin Reparatur zu nehmen. Seiner väterlichen Würde warsowieso eine harte Probe zugemutet worden, weil seineTochter Doris ihre Herzensangelegenheit durchaus zu eigener[10]Sache gemacht hatte. Nun konnte er gleich anfangen, dasVersäumte nachzuholen; denn – wie gesagt – die Hochzeitsgästehielten den Atem an. Der Jockele, der aus dem ThüringerWalde gezogen worden wie Moses aus dem Schilfedes Nil, schien ja mit recht netten Grundsätzen in die Ehezu treten! Oh!

Aber Xaverius Rinkhaus zerplatzte nicht gleich, wie dasdie ältere Dame erwartet hatte. Nein, nein, er war auch einvorsichtiger Mann und fragte: »Wie meinen Sie das?«Es klang steil.

»Ganz anders, als Sie erwarten, meine Herrschaften,«sagte Jockele mit Genugtuung. »Was mich betrifft, so werdeich mich in die Sonne meiner Frau stehen, wie sich die Erdestellt in das Licht des Frühlingshimmels.«

»Wie schön!« seufzte die ältere Dame bekehrt. Aber »Nana!« sagte Fräulein Hanna von Fellner, die ein halbes Jahrmit einem Oberleutnant verlobt gewesen w

...

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