E-text prepared by
the Online Distributed Proofreading Team
()

 

Anmerkungen zur Transkription

Das Original ist in Fraktur gesetzt.

Im Original gesperrter Text ist so ausgezeichnet.Im Original in Antiqua gesetzter Text ist so markiert.

Weitere Anmerkungen zur Transkription befinden sicham Ende des Buches.

 


 

 

 

Cover

Meine Tante Anna

Signet

Alle Rechte, auch das der Uebersetzung, vorbehalten.
Copyright 1917 by August Scherl G. m. b. H., Berlin.


Meine Tante Anna.

Meine Tante Anna

Roman

von

Hermine Villinger

6. bis 8. Tausend

 

 

Druck und Verlag August Scherl G. m. b. H.
Berlin


[5]

Unter den verwitterten Grabstätten des altenFriedhofs zu Rastatt befindet sich ein dicht mit Efeuumsponnenes Grab, dessen schlichter roter Sandsteinnoch keine Spuren von Verfall zeigt. Schiebt man denEfeu ein wenig zur Seite, ist auch die Inschrift nochdeutlich zu lesen:

Anna Villinger.

Mein Bruder war's, der während seiner Garnisonszeitzu Rastatt das Grab der Schwester unseresVaters entdeckte und den verfallenen Grabstein derlängst Verewigten durch einen neuen ersetzen ließ.

Wir haben Tante Anna nie gekannt, nur viel vonihr gehört. So wußte mein Bruder auch, daß sie inRastatt als Institutsvorsteherin gewirkt hatte und daverstorben war.

Jetzt aber ist auch meine Zeit gekommen, dereigenartigen und so mutigen Seele ein Denkmal zusetzen, indem ich sie aus ihrer stillen Gruft ins Lebenzurückrufe – ich, die letzte, allein übriggebliebene derlangen Reihe von Angehörigen, deren Bilder die[6]Wände meines Arbeitszimmers zieren. In ihrerMitte, meinem Schreibtisch gegenüber, hängt das Ölbildvon Anna Villinger. – Ein schmales Gesicht, vonroten Locken umrahmt, in die sich ein weißes Bandschlingt. Unter der schön ausgebildeten Stirn klugedunkelblaue Augen voll Geist und warmer Güte. Dieausdrucksvollen Mundwinkel zeigen das feine Lächelnliebevollen, überlegenen Humors. Sie trägt eindunkelblaues Kleid mit bauschigen, an den Schulternaufgefaßten Ärmeln. Den Hals umschließt ein breiterweißer Kragen.

Sie war zur Zeit, als sie gemalt wurde, Ende derZwanzig.

Im Hintergrund des Bildes sieht man durch einoffenes Fenster ein schloßähnliches Gebäude mitkleineren Nebengebäuden inmitten eines Gartens.Dahinter blaues Gebirge.

Das Gemälde stammt von der Hand des BaronsO., des Schloßherrn, in dessen Haus Anna VillingerErzieherin war.

Im Besitz ihres Tagebuchs und einer Anzahl vonFamilienbriefen habe ich daraus schon früher somanches entnommen. Unter anderm die Polenzeit1832. – Allein, wie es so geht. Das einmal Erschautekommt nicht selten wieder, um reicher und vertieftervon neuem zu erstehen.

...

BU KİTABI OKUMAK İÇİN ÜYE OLUN VEYA GİRİŞ YAPIN!


Sitemize Üyelik ÜCRETSİZDİR!