E. Marlitt's

gesammelte

Romane und Novellen.


Fünfter Band.

Im Hause des Kommerzienrates.

Stuttgart, Berlin, Leipzig.

Union Deutsche Verlagsgesellschaft.

Im
Hause des Kommerzienrates.


Roman

von

E. Marlitt.


Mit Illustrationen von Heinrich Schlitt.

Stuttgart, Berlin, Leipzig.

Union Deutsche Verlagsgesellschaft.

[S. 4]

Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart.


[S. 5]

1.

Die Dezembersonne huschte noch einmalscheu durch die große Schloßmühlenstube,dann nahm sie dasletzte laue Strahlenfünkchen vonden seltsamen Gegenständen, dieauf dem tiefen Steinsimse des Eckfenstersausgebreitet lagen, undverschwand in dem Schneewolkenbette,das sich träge, aber beharrlicham Himmel emporhob. Die seltsam gleißendenGegenstände auf dem Fenstersimse waren dasRüstzeug des Arztes, jene Sammlung vonInstrumenten, die schon mit ihrem schneidigkalten Funkeln das Auge erschrecken und einenSchauer durch das Nervenleben des Menschenjagen. Ein mächtiges Bettgestell, an Kopf-und Fußende mit plumpen, bäurisch grellenRosen- und Nelkensträußen bemalt und ausgefülltmit Federbetten in bunten Ueberzügen, stand schräg in dasFensterlicht gerückt, und auf diesem Bette lag der Schloßmüller. Eben[S. 6]hatte ihn die rasche Hand desArztes von einem Halsübel befreit,das ihn schon einige Male mit demErstickungstode bedroht — es warein schwieriges, sehr gefährlichesUnternehmen gewesen, aber derjunge Mann, der jetzt sacht dasRouleau niederließ und geräuschlosdie Instrumente in das Etui packte,sah befriedigt aus — die Operationwar gelungen.

Der Kranke, der noch kurzzuvor unter der anfänglichen Wirkungdes Chloroforms gegen dieHand des Arztes getobt und mitkreischender Stimme Räuber undMörder gescholten hatte, lag jetztstill und erschöpft in den Kissen.Das Sprechen war ihm untersagt,ein offenbar überflüssiges Verbot,denn wohl selten trug ein Gesichtso unverkennbar das Gepräge der verdrossenen Wortkargheit alsdieser dicke, viereckige Kopf, der nur eine Schönheit aufzuweisenhatte: das ungelichtete, silberweiße Haar.

»Du bist zufrieden, Bruck?« fragte leise ein Herr, zu demArzte in die Fensternische tretend. Er hatte bis dahin am Fußendedes Bettes gestanden und trug noch die Spuren der Aufregungund Spannung i

...

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