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Rückblicke

Dr. rer. pol. Walter Grünfeld

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 Frühes Panorama und Vorgeschichte
Kapitel 2 Die Familie und Kattowitz
Kapitel 3 Kindheit und frühe Jugend
Kapitel 4 Kattowitz kommt zu Polen
Kapitel 5 Als Student in der Weimarer Republik
  A) Berlin
    a) Leben und Studium
    b) … und politische Betätigung
  B) München
  C) Zwischen Breslau und zu Hause
Kapitel 6 Nach dem Ende von Weimar
Kapitel 7 Emigration nach Hause, in Polen
Kapitel 8 Der 2. Weltkrieg bricht aus
Kapitel 9 Kriegsflüchtling
Anmerkungen
Literatur

Kapitel 1

Frühes Panorama und Vorgeschichte

Wenn man von einem Nachmittagsausflug nach dem FranziskanerklosterPanewnik durch einen damals reichen, grünen Laubwald zurückwanderteund aus dem Wald trat, da hatte man, von leichter Anhöhe, ein gutesPanorama von Kattowitz vor sich, mit dem benachbarten Zalenze undeinigen noch weiter westlich und östlich gelegenen Industriegemeinden,aber man erschrak auch, denn man sah, wie alle diese bewohntenGegenden in dichte Wolken von Dunst und Rauch getaucht waren. Unddort lebten wir also. Mußte man also jetzt dorthin zurücklaufen?Das war aber nur eines von recht wenigen Malen, daß ich das als Kindgefragt habe. Für mich war diese Silhouette der Kohlengruben, Eisen­und Zinkhütten, die sich da wie eine Kette von Ost nach West inmittender Ortschaften hinzogen, eine Faszination, es war die Heimat, in derund mit der man lebte. Ja, es gab dort oft so einen Geruch undGeschmack nach Rauch, er war würzig, man kannte ihn. Aber die Naturreichte an die Stadt heran; um die Stadt war viel unbebautes Feld,teils angebaut mit Roggen, Hafer, viel Kartoffeln, Kohl und Rüben,teils ganz leer, hart und steinig, holprig, die sogenanntenBruchfelder, die besonders stark von einer Grube unterbaut waren.

Dann weiter im Süden begann der Wald, das waren die Ausläufer dergroßen Wälder des Fürstentums Pleß, die etwa dreißig Kilometer bisPleß sich ausstreckten. Man konnte zum Nachmittagskaffee durch denWald nach "Emanuelssegen", Murcki, laufen. Da war nicht nur eineGartenwirtschaft, sondern auch eine große Kohlengrube, die eigentlichin einer sehr großen Lichtung im Wald lag. Weiter südlich lag dannin den Plesser Wäldern der Paprozaner See. Dort gab es nicht nur dasJagdschlößchen Promnitz. Da war auch einmal ein "Eisenhammer". Mankonnte die Überreste noch sehen. Es wurde viel Holz und Holzkohledafür gebraucht, aber jetzt war die Eisenverhüttung zu denKohlenflözen gezogen, wo sie zu enormen Unternehmungen wurde, dasoberschlesische Industrierevier. Es entstand aus alten Dorfgemeindendie Kette von Industrieortschaften. Vor allem an denHauptverkehrsadern gingen sie ineinander über. Dazwischen warengrößere und alte Städte wie Beuthen und die viel jüngere, erst im 19.Jahrhundert entstandene Stadt Kattowitz. Die Orte hatten eine odermehrere Kohlengruben als wirtschaftliche Basis und einige hattenEisenhütten und Stahlwerke oder Zinkerzgruben und ­hütten.

Das war ein früher Eindruck meiner Kindheit. Wir lebten in Kattowitz,ein Teil der Familie in Beuthen, und wir besuchten sie dort oft.Das waren etwa eineinhalbstündige Wagenreisen, später nach 1918 nurnoch halbstündige Autofahrten durch diesen Teil des Industriereviers,etwa fünfzehn Kilometer. Ich kannte bald die Namen der Orte, Grubenund Werke, an denen wir vorbeifuhren, alle mit Halden, besondersrussig und rauchig.

Meine ersten Kindheitserinnerungen an die Menschen in Oberschlesienzeigen kaum Spure

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