DER SNOB

Komödie in drei Aufzügen

von

Carl Sternheim


Leipzig
im Insel-Verlag

1914

PERSONEN:

THEOBALD MASKE

LUISE MASKE, seine Frau

CHRISTIAN MASKE, sein Sohn

Graf ALOYSIUS PALEN

MARIANNE PALEN, seine Tochter

SYBIL HULL

Eine Jungfer

Ein Diener


DER ERSTE AUFZUG

[S. 9]

Möbliertes Zimmer Christian Maskes.

ERSTER AUFTRITT

Christian erbricht einen Brief:

Das ist grotesk!

An einer Tür:

Komm heraus, Sybil.

SYBIL tritt auf:

Was gibt's Wichtiges?

CHRISTIAN:

Mein Vater im sechzigsten Jahr hat sich einen Bastardgeleistet. In der Klemme verlangt er "Verauslagung derdurch geburtshilfliche Praktiken ihm erstandenen Verpflichtungen"von mir. Was sagst du?

SYBIL:

Nichts, als daß ich durch dich in gleicher Lage seinmöchte wie jene Frau durch deinen Erzeuger.

CHRISTIAN:

Laß die Albernheiten. Es ist himmelschreiend und wirdvon mir aus ein unerwartetes Gegenspiel haben. Ferner— ich habe auch mit dir ernst zu reden.

SYBIL:

Ich muß heim.

CHRISTIAN:

Der gestrige Tag war in meinem Leben ein Abschnitt.Vier Jahre, die du mit mir lebst, sahst du mich von Tagzu Tag meinem Ziel näher kommen.

SYBIL:

Du hast wie ein Neger gearbeitet.

[S. 10]

CHRISTIAN:

Die unter meiner Mitwirkung gegründeten afrikanischenMinen prosperieren, es ist kein Zweifel, der gestern inder Sitzung des Aufsichtsrats gemachte Vorschlag, michzum Generaldirektor der Gesellschaft zu ernennen, wirdvon den Aktionären akzeptiert.

SYBIL:

Welcher Erfolg!

CHRISTIAN:

Ich besitze heimlich ein Fünftel der Aktien, die ich kaufte,als sie niemand mochte. Was ich, nunmehr im Sattel,an Möglichkeiten des Vermögens und sozialer Stellungfür mich voraussehe, ist glänzend.

SYBIL:

Wer wies zuerst auf deine kaufmännischen Talente undmachte dem traurigen Studium der Philologie ein Ende?

CHRISTIAN:

Du hobst mich aus dem tiefsten Elend, lehrtest michKleider anständig tragen, gabst mir, soweit es in deinerMacht stand, Umgangsformen.

SYBIL:

Was warst du für eine Erscheinung in zu kurzen Hosenund ausgefransten Ärmeln!

CHRISTIAN:

Gabst dich selbst dazu und Geld bisweilen.

SYBIL:

Das Entscheidende zuletzt — mich selbst. Lebenssache.

[S. 11]

CHRISTIAN:

Ganz klar möchte ich einmal vor uns beide hinstellen,wie tief ich dir verpflichtet bin; an so entscheidendemTag zurückblicken ...

SYBIL:

Laß das.

CHRISTIAN:

Voll Dankbarkeit, um mich alsdann zu vergleichen undes für immer zu vergessen.

SYBIL:

Das wäre bequem.

CHRISTIAN:

Ich trete in kein neu

...

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