Unterm Birnbaum.

Von

Theodor Fontane.

Berlin,
G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung.
1885.


Unterm Birnbaum.

[1]I.

V

or dem in dem großen und reichen OderbruchdorfeTschechin um Michaeli 20 eröffneten Gasthaus undMaterialwaarengeschäft von Abel Hradscheck(so stand auf einem über der Thür angebrachten Schilde)wurden Säcke, vom Hausflur her, auf einen mit zwei magernSchimmeln bespannten Bauerwagen geladen. Einige vonden Säcken waren nicht gut gebunden oder hatten kleineLöcher und Ritzen, und so sah man denn an dem, washerausfiel, daß es Rapssäcke waren. Auf der Straßeneben dem Wagen aber stand Abel Hradscheck selbst undsagte zu dem eben vom Rad her auf die Deichsel steigendenKnecht: »Und nun vorwärts, Jakob, und grüße mir ÖlmüllerQuaas. Und sag’ ihm, bis Ende der Woche müßt’ich das Öl haben, Leist in Wrietzen warte schon. Undwenn Quaas nicht da ist, so bestelle der Frau meinenGruß und sei hübsch manierlich. Du weißt ja Bescheid.Und weißt auch, Kätzchen hält auf Komplimente.«

Der als Jakob Angeredete nickte nur statt aller Antwort,setzte sich auf den vordersten Rapssack und trieb[2]beide Schimmel mit einem schläfrigen »Hüh« an, wennüberhaupt von Antreiben die Rede sein konnte. Und nunklapperte der Wagen nach rechts hin den Fahrweg hinunter,erst auf das Bauer Orth’sche Gehöft sammt seinerWindmühle (womit das Dorf nach der Frankfurter Seitehin abschloß) und dann auf die weiter draußen am Oderbruch-Dammgelegene Ölmühle zu. Hradscheck sah demWagen nach, bis er verschwunden war, und trat nun erst inden Hausflur zurück. Dieser war breit und tief und theiltesich in zwei Hälften, die durch ein paar Holzsäulen undzwei dazwischen ausgespannte Hängematten von einandergetrennt waren. Nur in der Mitte hatte man einenDurchgang gelassen. An dem Vorflur lag nach rechts hindas Wohnzimmer, zu dem ein

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