Anmerkungen zur Transkription:
Verbesserungen von typographische Fehlern sind mit einer roten,gestrichelten Unterstreichung gekennzeichnet.

Das Auftreten und der schließlicheSieg des Christentums, welches die alte Welt zertrümmerteund eine neue Kultur an seine Stelle setzte, hat zurBelebung der Kunst zunächst nicht beigetragen. Diekünstlerische Schöpfungskraft war im weströmischenReiche zur Zeit Konstantin’s schon völlig erloschen;die Kunst, zumal die bildnerische, die recht eigentlichdie Kunst der Antike gewesen war, zehrte von Traditionen,welche mehr und mehr verblaßten; und in den immer roherenund empfindungsloseren, immer spärlicheren Nachbildungenverlor sich allmählich auch die handwerksmäßige Fertigkeit.Für den Bronzeguß fehlte es, von Werken der Kleinkunstabgesehen, an Ausdauer und technischem Können, fürdie Ausführung von Freifiguren überhaupt an künstlerischemVermögen; die bildnerische Thätigkeit wurde daher baldauf das Relief beschränkt, und auch dieses wurde vorwiegendim Kleinen ausgeführt.
Die christliche Religion war schonan sich für die plastische Gestaltung ihrer Ideenund Personen wenig geeignet, sie war ihr auch durchihren Zusammenhang mit dem mosaischen Gesetz abgeneigt;in Folge dessen wurde die Plastik von den großen monumentalenWerken, welche die Anerkennung des Christentums alsStaatsreligion notwendig machte, so gut wie ganz ausgeschlossen.Aber auch der greisenhafte Zustand der Zeit, das Fehlenjeder erfinderischen Kraft für die neuen künstlerischenAufgaben, welche durch das Christentum und die christlicheStaatskirche erwuchsen, machte ein Zurückgehen aufantike Vorbilder und teilweise selbst auf antike Motive,ja eine knechtische Entlehnung derselben notwendig.[2]Selbst die Aufgaben blieben im Grunde die alten; manerfüllte sie nur mit neuem G